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Von Kutteln zu Portwein mit Konservierungsmittel


Kuttel-Esser (Tripeiros) werden die Einwohner von Porto auch genannt. Das hat seine Gründe: Die frühen portugiesischen Seefahrer kauften in der Stadt alle Fleischvorräte auf, um ihre Mannschaften auf See mit getrocknetem Fleisch und Fisch ernähren zu können. Den Einwohnern von Porto blieben nur noch die Innereien und so haben sie daraus kreative Rezepte entwickelt, wie zB Tripas à modo do Porto (Eintopf mit Kutteln und Bohnen). So weit gingen wir nicht, denn heute muss man sich in Porto nicht mehr von Kutteln, Lungen oder Nieren ernähren. Die Küche in Porto ist vielseitig geworden und man kann sich hier sogar ein Sterne-Restaurant (zB Cantinho do Avillez) gönnen - es kostet nicht mehr als in einem durchschnittlichen Lokal in Zürich.


Weingebiete am Douro


Uns zieht es jetzt aber in die Weingebiete am Douro, dem goldenen Fluss (Douro=Gold), der von Spanien quer durch Portugal in den Atlantik fliesst. Die Weinterrassen sind legendär und gehören mittlerweile zum Unesco-Weltkulturerbe. Vor allem im oberen Dourogebiet sind die steilen Ufer bis in die Hügelspitzen durchgehend mit Trockensteinmauern terrassiert. Inwischen lockern die Monokulturen auch Olivenhaine auf.





Wein und Portwein haben hier eine lange Tradition. Seit der Gründung Portugals 1143 wird am Douro Wein angebaut und nach Porto transportiert. Dort kauften vor allem Engländer die Lieferungen auf. Das erklärt auch warum die ersten grossen Portweinkellereien englische Namen haben wie Warre's, Taylor's und Croft. Überhaupt spürt man in Portugal bis heute den englischen Einfluss. Sogar rote Telefonkabinen gibt's hier noch!


Die Engländer waren lange Verbündete der Portugiesen und sind bis heute wichtige Handelspartner. Früher schlugen sie gemeinsam Schlachten, heute ist Portugal eine der liebsten Feriendestinationen Englands. Trotzdem mag ich Portwein nicht. Er ist mir zu süss und beim Geschmack muss ich immer an Konservierungsmittel denken. Früher hatte man nämlich dem Wein Brandy beigemischt, um ihn für den langen Transport nach England haltbar zu machen. Das Ergebnis war Portwein und die Engländer lieben in bis heute. Ich nicht, aber das ist natürlich Geschmacksache.



Der goldene Fluss im Morgenlicht


Unser Hotel Ventozelo liegt hoch über dem Douro und bietet eine phänomenale Sicht auf den Fluss und das kleine Dorf Pinhão. Wir könnten eine Flussfahrt auf einem schönen Rabelo-Holzboot machen (früher zum Transport von Weinfässern verwendet), an einem Kochkurs teilnehmen oder nachts Eulen suchen. Wir entscheiden uns aber nur für einen der sieben markierten Wanderwege, finden herrliche Weinberge, Menhire und einen alten Taubeschlag.


Den Rest des Tages verbringen wir mit "auf den Fluss gucken". Das kann man hier nämlich ohne Langeweile zu empfinden sehr lange tun, denn die Farben ändern stündlich.


Die Weine probieren wir zum Sonnenuntergang. Sie schmecken erstaunlich gut, obwohl das hier ja in erster Linie Portweingebiet ist. Doch immer mehr Weingüter am Douro produzieren inzwischen sehr gute rote und weisse Weine.





Ausserdem lerne ich, wie man auf portugiesisch einen Espresso mit wenig Milchschaum bestellt. Mein erster Versuch bescherte mir nämlich nachmittags um drei ein sehr grosses Glas Milch mit ganz wenig Kaffee drin. "Pingo" wäre korrekt, erklärt mir ein Kellner, der gut englisch spricht. Bingo, denke ich, das kann ich mir merken. Wir werden sehen ...




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