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Märchenschloss im Feen-Wald


Was für ein verrückter Ort! Mitten in einem üppigen Wald mit vielen seltenen Bäumen steht dieses Märchenschloss. Luigi Manini erbaute den Buçaco-Palast im neomanelinischen Stil. Der Manuelismus entstand im frühen 16. Jh. und tratt nur im Königreich Portugal auf. Er ist irgendwo zwischen Gotik und Renaissance anzusiedeln und verbindet schamlos Schiffsknoten mit Artischocken, Efeu mit Engeln und Muscheln mit christlichen Kreuzen. Everything goes!





Leider bin ich ihn Kunstgeschichte regelmässig eingeschlafen. Unser Lehrer liebte es, an heissen Sommernachmittagen im verdunkelten Klassenzimmer stundenlange Diavorträge zu halten. Irgendwo zwischen dorischen und ionischen Säulen habe ich ihn jeweils verlassen. Was mich jedoch nicht daran hinderte, ein grosses Interesse an verrückten Bauten und Inneinrichtungen zu entwickeln. Von der einsamen Fischerhütte bis zum Barockschloss. Allerdings beschränke ich mich auf eingehende Betrachtung und - zum Teil leider, zum Teil gottseidank - zeitlich beschränktes Bewohnen.


Rapunzel, Rapunzel lass dein Haar herunter...

Da, wo ich aus dem Fenster schaue, haben wir wirklich geschlafen!


Dieses Schloss ist heute tatsächlich ein Hotel und wir leisteten uns eine Nacht im Turmzimmer. Es war genau so, wie es von aussen aussieht. Mit schweren Plüschvorhängen (allerdings vom Alter zerrissen), leichter Muffigkeit und morbider Athmospähre. Ich liebte es. Für eine Nacht ...




Das ganze Areal umfasst 105 Hektaren und wurde im 17. Jh. von Karmeliter-Mönchen angelegt. Heute ist es einer der artenreichsten Wälder Portugals und ein geschütztes Biospährenreservat. Man könnte stundenlang darin herumwandern. In Anbetracht des schlechten Wetters - es regnete wie aus Kübeln - beschränkten wir uns jedoch auf einen Spaziergang durchs Farn-Baum-Tal zu einem Wasserfall und der Besichtigung des ehemaligen Karmeliter-Klosters.


Pflotschnass im Farnbaum-Tal, Klostergänge und ein begehbarer Wasserfall


Jetzt brauchen wir dringend einen Apéro in der Hotel-Bar. Hier verbringen wir auch den Rest des Nachmittags, denn man kann sich nicht sattsehen an der Üppigkeit.



Ich frage mich allerdings, warum sich die Menschen in früheren Zeiten stets mit diesen schrecklichen Schlachtbildern umgaben, wo sie diese doch in Wirklichkeit erlebten. Aber die feinen Herren natürlich nur aus der Ferne und die Helden-Gemälde zeugen bis heute von Macht, Mut und menschlichen Abgründen.



Wir fliehen von den düsteren Gestalten und trostlosen Pferden in den Speisesaal, wo wir unter Kronleuchtern zu unserer Überraschung sehr gut assen. (ich habe in barocken Schlössern schon sehr mies gefuttert!) Man braucht übrigens kein kleines Schwarzes für den Speisesaal. Heute diniert man nicht mehr in Reifröcken, sondern in Jeans und Turnschuhen, was zwar praktisch aber eigentlich auch ein bisschen schade ist.




In der Nacht träumte ich von Mönchen in Bluejeans, Prinzessinnen auf Erbsen (in meinem Bett hatte es eine!) und sterbenden Schlachtpferden. Nur das Gespenst hat sich leider nicht blicken lassen.




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