Spreewald und St. Moritz in Holland
Bieschbosch Nationalpark (Foto: www.holland.com)
Der Biesbosch. Seit ich im Reiseführer gelesen habe, man fühle sich hier ein bisschen wie im Spreewald, geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Der Nationalpark ist eines der wenigen Süsswasser-Gezeitengebiete der Welt. Früher wurde diese Region regelmässig überschwemmt, doch heute verhindern das riesige Schleusen-Dämme an der 70 Kilometer entfernten Küste. Weil das Salzwasser aber durch die Schleusen noch ins Landesinnere dringen kann, gibt es immer noch kleine Gezeiten-Wechsel.
Durch das Stauen des Wassers verlandete das Gebiet und als erstes wuchsen Binsen. Dann folgten Schilf und Weiden. Aus diesen Naturmaterialien wurden Matten, Dächer, Zäune und Körbe gemacht.
Weidenzaun
Binsen, Schilf und Weiden sind zäh und mussten mühselig mit der Sichel geschnitten werden, wobei mancher Arbeiter nicht nur einen Finger verlor. Die Männer verbrachten oft die ganze Woche im Biesbosch, wohnten in einfachen Hütten und teilten das Massenlager mit Ratten.
Im Flüsterboot durch den Biesbosch
Heute ist es ein Wasserlabyrinth inmitten verträumter Wälder aus Weiden und Schilf. Und das Trinkwasser-Reservoir für ganz Rotterdam.
Binsen wachsen nur noch vereinzelt auf Sandbänken, dafür gedeiht eine seltene Ringelblumenart. Und es soll hier Biber, Nachtigallen, Eisvögel und Seeadler geben. Wir sind gespannt.
Seltene Ringelblumenart im Bieschbosch
Zwei Tage haben wir auf schönes Wetter gewartet. Es kam nicht. Deshalb gabs halt keine Kanufahrt im Biesbosch, sondern eine beschauliche Fahrt im überdachten Flüsterboot. Gesehen haben wir die gemeine Stockente, das gemeine Taucherli und das gemeine drüsige Springkraut. Alle anderen Viecher und seltenen Pflanzen haben beschlossen, uns zu ignorieren. Schön wars trotzdem!
Die Velofahrt über schafbevölkerte Dämme, durch Weiden und Wiesen hat uns ebenfalls für den Regen im Biesbosch entschädigt.
Und unser Bauernhof-Camping sowieso! Von jetzt an übernachten wir nur noch auf Bauernhöfen. In Holland führen viele Bauern einen Mini-Camping als zweites Standbein. Eine geniale Idee! Auch für uns Touristen. Schöne, ruhige Lagen, viel Platz, wenig Leute, netter, persönlicher Service.
Total entspannt auf dem Bauernhof-Camping in Oud Drimmelen
Bei unserer Bäuerin konnten wir jeden Morgen frische Brötchen und Eier holen und sie gab uns auch Tipps für Badeplätze und Sehenswürdigkeiten, wie diesen verträumten alten Friedhof.
Alter Friedhof in Oud Drimmelen
Im nahen Hafen von Drimmelen trifft man dann auf die „Jeunesse dorée“ Belgiens (die belgische Grenze ist sehr nah). Man fläzt sich mit einem Drink in der Lounge des Hafen-Restaurants „MORE-ITZ“. Das tönt nicht nur verdächtig nach St. Moritz - es heisst tatsächlich so. Der Besitzer verbrachte viele Winter im Engadiner Skiort und hat sein schönes (und gutes!) Restaurant nicht nur danach benannt, sondern komplett im Alpenstil eingerichtet: Ein grosses Cheminée wärmt den Raum, auf den Sesseln liegen Schaffelle und an den Wänden hängen alte Skis und Geweihe. Die Schweiz holt uns einfach überall ein...