Böse Skulpturen, helle Leuchttürme und eine unauffindbare Kaffeestube / 15/16.6.23
Brücke in Trelleborg
Fähre fahren ist cool! Besonders wenn man mir schon am Eingang eine echt schwedische "Fika" verspricht. So heisst die traditionelle Kaffeestunde, die in Schweden heilig ist. Eigentlich den ganzen Tag über. Zum Kaffee gibts frisch gebackene, herrliche duftende Kanelbullar, also Zimt-Schnecken mit Kardamom. Uhhhh fein! Und dann das: Nix Zimtschnecken an Bord, nur eine lausige Kopie einer Bündner Nusstorte! Nöd nett!
Fähre fahren ist cool, mit oder ohne "Fika".
So kann sich auch der "Haupt-Schofför" mal erholen!
Trelleborg empfängt uns mit einem sensationellen Sonnenuntergang. Auf dem grossen Steg, gleich hinter dem Campingplatz, treffen sich heute viele Jugendliche zum Feiern: die Schule ist zu Ende, die langen Sommerferien beginnen. Und obwohl das Meer stinkt (Algen) und auch bloss 16 Grad hat, springen die Jungs natürlich trotzdem mutig rein. Auch Mathilda soll bitteschön rein. Sie will aber nicht. Oder doch? Madame ziert sich noch, alle schreien: "Mathilda, Mathilda, rein ins Wasser!" Springen tut sie dann doch noch. Mädchenhaft mit angezogenen Beinen und zugehaltener Nase. Bravo Mathilda, würd ich genau so machen!
Spring, Mathilda, spring!
Am nächsten Morgen schauen wir uns in Trelleborg um. Der Regenschirm-Brunnen "Böst" von Fred Aberg sieht in Wahrheit kleiner aus als er auf den Fotos wirkt, doch wir finden ihn sehr gelungen. Und hoffen mal, dass dies kein böses Wetter-Omen ist. Schliesslich heisst "Böst" ja böse...
Das nenn ich mal eine richtige "Fika"!
Endlich kriege ich auch meinen Kanelbullar samt Kaffee bei Katarina und bin mit dem heutigen Morgen sehr zufrieden.
Weil es uns in Schweden wie immer sehr gut gefällt, bleiben wir ein bisschen, bevor es mit der nächsten Fähre von Helsingborg ins dänische Helsingör geht.
Beach Camp in Strandbaden tönt doch perfekt! Und ist es auch. Ein Stellplatz mit unverbaubarer Sicht auf den Öresund, der zum Kattegat-Meer gehört. Da wir hier in einem Meeresarm zwischen Schweden und Dänemark sind, ist das Meer - zumindest heute - sehr ruhig, fast wie ein See. Und sogar 19 Grad warm. Es riecht nur ein bisschen streng. Algen-Alarm! Die riechen aber nur, wo sie liegenbleiben und an der Luft verrotten. Dann aber bestialisch grusig! Ein Test an unserem Strand ergibt: Algen-Entwarnung - man kann rein. Endlich!
Per Velo fahren wir am nächsten Tag auf dem Kattegatleden. Der 390 km lange Radweg führt von Helsingborg bis Göteborg immer der schwedischen Westküste entlang. Wir fahren vorbei an hübschen Häuschen, entlang Heckenrosen und Dünengras ins Dörfchen Mölle und von da hinauf zum Kullaberg und weiter bis zum Leuchtturm Kullens. Und jetzt hätten wir mal wieder ein kleines Rätsel für Euch. Was ist das wohl?
Was ist das? Auflösung morgen!
Kullens Fyr ist der lichtstärkste Leuchtturm Skandinaviens und soll auch der höchst gelegene von Schweden sein. Immerhin steht er fast 80 Meter über Meer!
Nach dieser Anstrengung gibts Mittagessen im Hafenbeizli "Systrarna pa Piren" in Mölle. Ein guter Tipp, wenn man etwas Zeit mitbringt. Haben wir ja und es lohnt sich: das Essen ist sehr frisch und gut!
Mölle ist wirklich ein schönes Dorf mit fast schon italienischem Flair, wie uns eine Einheimische verrät. Das können wir nur bestätigen.
Auf dem Rückweg sehe ich mitten im Wald einen verwitterten Holzwegweiser mit der Aufschrift "Kafestuga". Also links abbiegen, denn ich hatte ja heute noch gar keine "Fika". Wir irren wie üblich ein bisschen durch den Wald und dann stehen wir unvermittelt im wunderschönen Park von Schloss Krapperup.
Leider kann man die Räume nur mit Gruppenführungen besichtigen aber der Park mit Weiher und wundervollen alten Bäumen ist auch sehr schön. Bloss die verflixte Kafestuga finden wir einfach nicht. Also legen wir im winzigen Hafen Strandbaden noch einen Boxenstopp ein. Als Ersatz teilen wir uns im "Café Dior" eine "Väffla med Grädde & Sylt". Zu deutsch: Waffel mit Schlagrahm und Konfitüre.
Unsere nette Campingplatz-Betreiberin gibt uns noch einen Tipp: Am Abend finde in Högänäs das grosse Mittsommernachts-Fest statt. Mit Gratis-Livemusik, Food-Ständen und einem kleinen Markt. Dürfen wir natürlich nicht verpassen. Mit dem Velo sind es nur 3 km und wir geniessen den Abend unter lauter Schweden. Hier darf jeder rein: Jung und Alt, Kind und Hund, Rollstuhl und Rolator - wunderbar! Leider beginnt es erst zu nieseln und dann zu regnen. Selbstverständlich sind unsere Regenschirme im Wohnwagen geblieben...
In unserem Tiny-House trommelt es noch die ganze Nacht aufs Dach. Daran ist bestimmt der böse "Böst" schuld! Ab sofort werden keine Regen-Skulpturen mehr fotografiert!
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